Journalismus: Quo vadis?

Kolumne von Stefan Hiestand im Schwyzer-Freisinn

Wehe, wenn sich alle Journalisten ins selbe Thema „von öffentlichem Interesse“ verbeissen. Jeder sucht einen neuen, zusätzlichen Aspekt, auch wenn er noch so „konstruiert“ ist. Jeder baut noch eine Zusatzinformation ein, selbst wenn sie völlig irrelevant ist. Was dabei auf der Strecke bleibt sind die Wahrheit und die Verhältnismässigkeit. Denn da werden Vorkommnisse aufgebauscht, die bei nüchterner Betrachtung jeglicher Grundlage entbehren und die weit übers Ziel hinaus direkt ins Kraut schiessen.

Die Gründe, wieso das journalistische Berufsbild so „ver-rückt“ wurde, sind ansatzweise nachvollziehbar. Der heutige Medienschaffende ist darauf angesetzt, eine Geschichte entweder als Erster zu haben oder, wenn er auf den fahrenden Zug aufspringen muss, Zusatzinformationen zu bringen. Das Ganze im Schnellzug-Tempo, denn die Konkurrenz schläft nicht und News verbreiten sich im Internet in Windeseile. Und da die Leser übersättigt sind, muss die Nachricht boulevardisiert und möglichst reisserisch verkauft werden.

Auch wir als Leser tragen unseren Anteil zu dieser Entwicklung bei. Weil wir meist nur noch Kurznachrichten überfliegen und dabei nicht mehr nachdenken sondern uns sensationslüstern berieseln lassen wollen. Genau damit leisten wir diesen journalistischen Tendenzen Vorschub.

Es gibt glücklicherweise nach wie vor auch den seriösen Journalismus, genauso, wie es die Boulevard-Variante gibt. Aber die Mitte erodiert zunehmend, so wie in der Bevölkerung der Mittelstand schwindet. Die Polarisierung der Extreme nimmt zu. Die Einzigen, die etwas daran ändern können, sind letztlich wir, jeder Einzelne von uns. Indem wir uns als Leser für Qualitätsjournalismus entscheiden und indem wir als Menschen Rückgrat bewahren und uns von Boulevardisierungstendenzen abgrenzen – beim Journalismus genauso wie in der Politik.

Stefan Hiestand, Präsident FDP Wollerau