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Der Gemeindepräsident der Gemeinde Wollerau, Ueli Metzger, kämpft mit der typischen Gratwanderung der öffentlichen Körperschaften im Kanton Schwyz. Zwar sollen Staat und Steuern so niedrig wie möglich gehalten werden. Aber die Bürger verlangen von einer Gemeinde auch eine gute und ansprechende Infrastruktur. Metzger meistert diesen Spagat mit Durchhaltewillen und gesunder Begeisterung für sein Amt.

Der Gemeindepräsident der Gemeinde Wollerau, Ueli Metzger, kämpft mit der typischen Gratwanderung der öffentlichen Körperschaften im Kanton Schwyz. Zwar sollen Staat und Steuern so niedrig wie möglich gehalten werden. Aber die Bürger verlangen von einer Gemeinde auch eine gute und ansprechende Infrastruktur. Metzger meistert diesen Spagat mit Durchhaltewillen und gesunder Begeisterung für sein Amt.

 

Ueli Metzger: Ausserschwyzer Spagat

 

Der Gemeindepräsident des schwyzerischen Wollerau, Ueli Metzger, übt sein Amt mit dem im Kanton Schwyz nötigen Spagat aus. Er bewegt sich zwischen «so wenig Staat wie möglich» und moderner Gemeindeentwicklung.

 

Wir trafen Ueli Metzger im gemeindeeigenen Restaurant der Freizeitanlage «Erlenmoos» über Wollerau. Der Gemeindepräsident ist zu Recht stolz auf diese Leistung Wolleraus mit Beachsport-, Fussball-, Volleyball- und Inlineplätzen, einem Kinderparadies, einem BMX-Bike-Parcours sowie einem Rollerpark, der seinesgleichen sucht, – und Restaurant mit Saal und Kiosk.
In dieser Anlage ist aber auch das Dilemma des Kantons Schwyz komprimiert, wo man Staat und Steuern so tief wie möglich halten will. Im Gegensatz dazu kann aber eine moderne Gemeinde nur prosperieren, wenn sie sich entwickelt. So ist das «Erlenmoos» kantonal eine Musteranlage – und trotzdem steckt das Schwyzer Denken darin: Das riesige Anwesen wird nur von einem Anlage- und einem Hauswart betreut und von den Sportlern in Eigenregie genutzt – ohne staatliche Organisation!

 

 

 

 

Miliz und Freiwilligenarbeit
Das Wollerauer Gemeindepräsidium ist wie in den meisten Schwyzer Gemeinden ein Milizamt. Metzger sorgt sich, da dieses bewährte System an Grenzen stösst. Wer kann es sich heute noch leisten, pro Jahr sehr viele Stunden für die Allgemeinheit bei vergleichsweise tiefer Entlöhnung zu arbeiten? Metzger sieht einen wichtigen Lösungsansatz für die Zukunft unseres Milizsystems in einer Verwaltung, die den Grossteil der operativen Arbeiten sehr gut ausführt. Allerdings kostet dies etwas und ist mit dem Wunsch «schlanker Staat» nicht immer deckungsgleich.


Hoch auf Volksschule
Grosses Augenmerk legt Metzger auf die Schule. Er hat Krippenplätze, Mittagstische und Vor- und Nachschulbetreuung stark gefördert und will damit den Frauen mit Kindern ermöglichen, im Beruf zu bleiben. Die Volksschule hat für ihn aber auch eine grosse gesellschaftliche Funktion: «Sie integriert die Menschen in die Gemeinde. Hier treffen sich alle Schichten», sagt er, und vielfach führe die Schule Kinder und Eltern in die lokalen Vereine, was wichtige Identität mit dem Wohnort schaffe.

 

Gute Kontakte
«Für Wollerau ist der Kontakt zu den Nachbargemeinden, speziell zu Richterswil und Freienbach, sehr wichtig», führt Metzger aus. Als ein Beispiel nennt er das bewilligte Projekt für einen Bushof in Richterswil mit bedeutender Beteiligung der Gemeinde Wollerau. Metzger hofft auch, dass dank dem neu gestarteten Planungsprozess doch noch eine Lösung für die Verlegung der Autobahnausfahrt mit der Gemeinde Freienbach gefunden werden kann.


Zonenplan
Abgesehen von zwei Spezialsituationen sind in Wollerau keine Baulandeinzonungen geplant. Die eine Ausnahme könnte im Bereich der Junkerstrasse sein, welche einen Dorfteil so erschliessen würde, dass der Verkehr dem überlasteten Dorfzentrum ausweichen kann. Die zweite mögliche Einzonung soll preiswerten Wohnbau fördern. Die Gemeinde will für diesen Zweck 10 217 Quadratmeter bereit- stellen. «Obwohl nicht eigentliche Kernaufgabe der Gemeinde, erachten wir es als wichtig, zahlbare Wohnungen zu ermöglichen», sagt Metzger.

 

Reiche Steuersparer?
Wie begegnet der Gemeindepräsident jenen, die Wollerau in die Schublade von verbauten Hängen und reichen Steuersparern schieben? «Offensiv», sagt er. «Das heutige Wollerau entstand aus der Kombination von exzellenter Verkehrs- und Seesichtlage, tiefen Steuern und dem schlanken Staatsgedanken des Kantons und der Gemeinde.» Und da merkt man: Metzger ist von diesem Staatsgedanken ebenso fasziniert, wie er darin auch einen Teil der Herausforderungen seiner Gemeinde und seines Kantons zu orten weiss. Daraus das Beste zu machen, das mutet man diesem umsichtigen Politiker zu.

 

Bruno Hug
OBERSEE NACHRICHTEN
6.06. 2013